Widerstände

zahne

Zwischen Menschen sitz ich wie zwischen Häusern.

Alle Augen gehen schief, sie starren gegen Wände.

Die schmale Grenze: In Glück gemischtes Leid.

Ich bin müde & schwer, lehne krumm gegen S-Bahn-Türen, strecke Muskeln, warmes Fleisch, & fühle ein Herz, das wie ein Messer zwischen meinen Rippen steckt. Wohin? Nach hier. Die Straße lang & links, ins Ghetto rein: Sprache, konzentriert, blubbert an Mündern, schäumt. Sie reden wie sie essen – gierig & ohne Verstand; sie können gar nicht genug vom Reden kriegen. Rauschzustand: Monolog. Ich sitze, schmerze, schau zur Uhr. Wann?

Traumloses.

Barfuß durch die Welt.

Revoltieren. Reanimieren.

Wenn das Licht kommt & der Himmel ganz leer ist, die Wolken wie weggewischt, dann geht’s. Wenn einer da ist, der lächelt, ehrlich lächelt, weil er sich freut, & das Gesicht schön wird vom Lächeln, dann geht’s. Wenn die Musik lauter ist als die Gedanken, dann geht’s. Wenn die Wörter richtig sind, der Kaffee ohne Bitternis, wenn ich Ich sage & mich meine, wenn du da bist, obwohl du fort bist, & wir uns festhalten am andren, dann geht’s.

Die Gefühle kommen, stoßen zu, gehen. Wütendes: Brandfeuer im Rücken, quergelegtes Zürnen zwischen Zähnen. Mit Booten über Teer Gejagtes: Sinkflug der Traurigkeiten, Einsinkendes. Ich, die Klingenzunge, ich, der Rasiermessermund. Der Grenzgänger zwischen Häuserfronten: Da sind Menschen, die könnte ich den ganzen Tag nur anschreien. Stattdessen: Einvernehmliches Nicken, alle nicken, die ganze Bevölkerung nickt. Ich nicht. Ich nicke nicht.

Was ist möglich – nicht: was wäre gewesen?

Der Wille zur Vorstellung: Eine bessere Welt.

Appelle ans eigene Gewissen. Wie lange wollen wir uns noch selbst belügen?

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