Ich sitze am Weißtisch der Tage, im Lärm eines einzigen Songs, & folge mit einem Finger dem Staub, einem zweiten dem Herzen, der dritte Finger schiebt Briefumschläge, der vierte ein Buch von Erich Fromm, mit dem fünften Finger klopf ich den Takt der endlosen Stunden, des Glücks, das sich in all die Monate geklebt hat, eine Polaroid-Aufnahme zweier Menschen, die sich finden & nicht verlieren, die zweifeln & sehnen, die einander nachgreifen wie die Wäscheklammern die T-Shirts & Hemden, & im Flüchtlingslager liegen wir, liegen gestrandet & manchmal wie Trümmer, & renken uns Schultern & Arme, & wir küssen uns im Zweifelsfalle bis einer sich erschöpft wegdreht & dann liegt der andere vor einer Rückenwand, an der gleitet er ab & rutscht & stürzt in schlaflose Stunden & dann auf einmal kommt eine Hand, & die zieht den Körper näher & alles ist gut. Wie – wie spricht man eigentlich vom Lieben? Wie wird man mal nicht kitschig, wie wird man nicht verlegen? Morgens, da schält sich einer ab vom Träumen & sieht den anderen an mit großen Augen, & das ist es dann – es ist wirklich alles, was man sich wünschen kann im Leben. Wenn der Lärm nicht wäre. Wenn der Lärm im Inneren nicht wäre. Wenn der Lärm im inneren Herzen nicht wäre, das so furchtbar schlägt, es schlägt einem das ganze Haus ein vor lauter Aufregung & Angst, denn ja, wir fürchten uns beide. Dabei ist alles pur & golden & die Füße berühren kaum den Boden, wenn ––
+ wenn du bei mir bist,
+ wenn du tanzt,
+ wenn du mir das Glas hinstellst zum Trinken,
wenn die Nacht sich mir senkt & mit ihr die Zähne, die knirschen, denn sie knirschen mir unermüdlich, ich mahle hundert Jahre Einsamkeit kaputt, wenn wir so liegen & ich dich halte, da passt kein Blatt Papier mehr zwischen uns, & ich verzehre all die Zeit mit meinen knirschenden Zähnen, die Zeit, die du mir schenkst, & wenn die Nacht sich weiter in mich senkt wie Klingen, & ich so ganz ohne dich, dann werde ich wild, & heule gegen alle Wolken, sehne mir den Mond zwischen uns, der mich vergessen macht, & sehne mir deine Haut & deine Lippen & sehne mir dein Lachen & dein Bein zwischen meinen, & heule deinen Namen, der um mich schwirrt, & gehe ruhelos durch alle Zimmer. Ich lege die Wäsche zusammen, jede Stunde tausendmal, & spüle unsere Messer & Teller, & ich gehe durch den Flur & schlüpfe in Schuhe, die mir nicht passen & gehe doch nicht fort, & alle nennen mich besessen. Du hingegen nennst mich beim Namen. Deine Stimme ist ganz ruhig. Nur ich – ich ruhe nicht. Ich gehe kreisend, stürze mir nach durch jeden Tag mit dir, & kann’s nicht lassen, bin hungrig & durstig & bin glücklich mit dir, & bin glücklich mit dir, & sag es immer wieder: bin glücklich mit dir.
Denn wenn die Türe sich öffnet,
& du kommst,
als Wolf, der mit den Menschen tanzt,
dann sind wir ein Rudel
& heulen gemeinsam gegen den Mond & jede Wolke.
Welch schöner wundervoll eingeatmeter Text. Ihn würde ich ja so gern vorgelesen hören. :)
…. zum Einschlafen vorgelesen bekommen, und es küsst Dir Träume ins Herz und die Sehnsucht auf die Lider.
Dreifachherzchen für euch. Schön streicheln und halten… :)