Für R.D.
Dieser Tisch, der uns trennt,
ist wie ein ausgehobenes Grab
& keiner trauert uns nach;
wir warten stattdessen aufs Essen.
Wie hungern? Wie den Hunger kauen,
wie nicht mit leerem Mund sprechen?
& sich nicht verschlucken!
Besonders nicht am Lächeln,
das süß war wie Marzipantörtchen,
von dem bleiben zuckrige Ränder zurück an beiden Lippen
& alle wissen Bescheid
– von unseren Küssen.
Wir aber küssen uns nicht
mehr.
Uns schiebt sich das Besteck quer in den Mund,
wir senken’s in uns wie Schaufeln
& tragen mit der Zunge schwer an den Messern,
an den Gabelzinken in unseren Herzen.
Wir zerknittern nervös alle Servietten,
dazu schwenken sie Eiswürfel in zu kleinen Gläsern,
jemand trinkt aus deinem klackernden Mund
eine Liebe on the rocks.
Wir ersaufen
& stopfen uns die Leber allein,
bis uns die Galle überläuft so stopfen wir uns
& salzen mit müdem Vergessen,
salzen bitteres Denken & böses Blut,
wir salzen uns nach bis wir uns schmecken,
salzen & salzen
mit geschlossenen Lidern: die kommenden Nächte
– allein,
Salzstreuer ohne Reis,
& trinken dabei über den Durst bis wir
verdursten mit verkrusteten Zungen.
Am Ende bleibt kein Geschmack.
Du wirfst deine Wörter mir nach
in den Becher meiner hohlen Ohren wie Münzen,
als wäre es Trinkgeld für uns,
eine heroische Tat;
dir nach wirfst du dich – mir
bleiben bloß noch die Stühle zum Sitzen,
leere Stühle zum Leersitzen.
Sich ganz & gar aussitzen muss man sich,
die Beine durch den Bauch bis hoch in den Hals,
damit der Kopf ein paar Runden im Kreis gehen kann –
sind das denn wir, die da schweigen?
warum reden wir nicht?
hör mir doch zu –
aber nein, nüchtern werden wir hier nicht,
das haben wir nicht bestellt.
Der Kellner hat,
ohne das wir’s merken,
längst alle Kerzen ausgemacht.
& ich, der am Grab noch sitzt,
wie an einem Tisch,
der merkt nicht,
wie sie die Stühle wenden.
Himmel, was fuer Bilder! Großartig!
Danke schön. :)