Aeroplan

Für B.P.

Sagt die Angst ja, sagt sie nein,
sagt der Mund, was er meint,
& das Herz, was es weiß?

Alle Fenster sind zu, hier in der Luft, & du –
du siehst nach links & nach rechts, du siehst da hinaus:
drei Meter ist das Glas dick & zwei Meter breit,
damit der Schall nicht knallt, & der Wind uns nicht fängt,
damit wir nicht trudeln & kreisen, damit wir nicht fallen.
Da ist das Weiß & das Blau,
hier ist der Stahl & das Eisen,
ein bisschen Plastik in Grau,
hier ist die Erde in klein –
wer sagt jetzt ja, wer sagt jetzt nein?

Nimmt die Angst den Gurt in die Hand & die Hände vom Hals,
nimmt sie dich & den Druck in den Adern, gibt sie euch fort
für den Weg, der sich abrollt unter deinen Füßen
bis er ganz schmal ist, & leer,
bis du nichts mehr von ihm siehst –
außer Flecken, die früher einmal Menschen waren,
& Wind, der sich nach dir verzehrt?

Atmen musst du, sagt wer,
atmen als bliebe in der Lunge noch Platz,
aber alles was atmet, ergibt sich der Luft.
Stattdessen hast du dem Tod dein Bett gemacht:
du hast ihm die Kissen bezogen, den Staub vom Nachttisch gewischt,
du hast das Geschirr getrocknet mit krebsroten Händen –
jeden Tag bist du am Leben geblieben,
wie einer, der weiß, wo er ist,
einer, der kennt die Ampelphasen & die Busfahrer mit Namen,
der wartet vorne beim Bahnsteig,
damit der Weg zum Ausgang stets kurz ist;
einer, den kennst du von Weitem,
der geht nicht, der stolpert, der stößt sich das Knie –
der ist jetzt hier,
gefangen im Sturz,
der reißt sich los,
von dir,
den fängt man nicht leicht,
der fällt ins Endlose,
der Angst entgegen,
sagt ja, sagt nein,
sagt nichts mehr bis die Erde ihn schluckt.

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